… teilhaben an dem, was unser pastorales Personal bewegt, belastet, motiviert


Wort von Domkapitular Hans Schieber anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand am 19.07.2022 im Bistumshaus St. Otto
Lieber Herr Erzbischof, liebe Sprecher der Grußworte, herzlichen Dank für die guten Worte, die Sie gefunden haben.
Da, liebe Anwesende, laut aktueller Publikation der deutschen Bischöfe „in der Seelsorge das Herz der Kirche schlägt“, sind die Anliegen, die unsere Hauptabteilungen I und II vertreten, zentral im Handeln des Bistums. Der einen Hauptabteilung sind die „Sache“ Seelsorge und deren Felder und Inhalte anvertraut, der anderen die seelsorgenden Personen, die sich aus vielen Gründen heute großen Herausforderungen, Infragestellungen, Belastungen konfrontiert sehen. In beides – in die Gestaltung unserer Seelsorge ebenso wie ins pastorale Personal – hat das Bistum kräftig zu investieren. Und es würde in Letzteres gern mehr investieren, wenn wir mehr Nachwuchs für unsere pastoralen Berufe hätten. Ich selbst war eine Zeitlang sozusagen Teil dieser Investition, indem ich eine dieser explizit pastoralen Hauptabteilungen leiten durfte.
Dass ich drei Jahrzehnte nicht in der „normalen“ Seelsorge tätig war, sondern im Priesterseminar und an meiner jetzigen Stelle, hatte seine zwei Seiten. Ich bin sehr dankbar – Ihnen, Herr Erzbischof, und Ihren Vorgängern und anderen Entscheidern –, dass ich in diesen speziellen Bereichen und auch in Ordinariatskonferenz und Domkapitel mitwirken durfte. An dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen aus Ordinariatskonferenz, Domkapitel, Priesterrat, Sprecherrat der Diakone, Berufsverbänden usw. ein Vergelt’s Gott für viel gutes Miteinander. Und ein besonderer Dank an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Hauptabteilung Pastorales Personal, auch an die ehemaligen, für die vertrauensvolle Kooperation und für eine schöne menschliche Atmosphäre (weshalb wir das Kürzel HA PP gern mit einem Ypsilon ergänzen). Ob Frau Kern oder Herr Rauh oder Frau Hengstermann und all die anderen: Ich habe viel profitiert von Eurer/Ihrer Selbständigkeit und Kompetenz, von Teamgeist und Energie. Gemeinsam geht’s besser. In diesem Sinn alles Gute für die Zukunft zusammen mit meinem Nachfolger Regens Ewald Sauer. Da stehen vermutlich Weichenstellungen an: Zukunft der Berufungspastoral, künftige Handhabung von Fortbildung und Unterstützungssystemen, Zusammenarbeit der Hauptabteilungen I und II.
Ich selbst hätte, statt in Sonderbereichen tätig zu sein, wohl ganz gut auch in die „normale“ Seelsorge gepasst. Ich möchte etwa meine ersten fünf Kaplansjahre in Ansbach (die ich zum Erschrecken meiner Mutter einmal als die goldenen Jahre meines Lebens bezeichnete) oder nach meiner Zeit als Regens die drei Jahre als Pfarrer in Nürnberg nicht missen. Da kann man gestalten. Dem pastoralen Personal ist im Zusammenspiel mit den Ehrenamtlichen schon viel Freiheit, Gestaltungsmöglichkeit und individuelle Jüngerschaft in der Nachfolge Jesu möglich. Seelsorge ist der Königsdienst in der Kirche. Das zu spüren und deshalb gern Seelsorge treiben zu wollen, wünsche ich trotz manchem Gegenwind allen Kolleginnen und Kollegen im pastoralen Dienst.
Ich bin dankbar, dass ich – z. B. bei den Treffen der Leitenden Pfarrer, die wir vor drei Jahren einführten und die zu einer Institution wurden, oder bei Besuchen vor Ort oder bei Gesprächen hier im Haus – teilhaben konnte an vielem, was unser pastorales Personal bewegt und belastet und motiviert. Manchmal habe ich mich an die Basis zurückgesehnt. Denn das Gestalten ist an einer vermeintlich höheren Stelle in der Kirche ein bisschen komplizierter. Je näher man am Bischof dran ist, umso stärker ist man logischerweise eingebunden. Das ist jetzt kein enttäuschtes Nachkarten, sondern es drückt aus, dass um weitreichende Entscheidungen gerungen werden muss, damit sie möglichst fundiert, möglichst verantwortet, möglichst einmütig getroffen werden. Verantwortung tragen dürfen ist geknüpft an das Eingebunden-Sein: die zwei Seiten solcher Sonder-Arbeitsfelder, wie ich sie ausüben konnte.
Dem Erzbistum wünsche ich gute Wege und Entscheidungen bei den Projekten, die gerade laufen und oft auch die Hauptabteilungen I und II betreffen (Stichwort Stellenplan, Stichwort Lernen aus den Pastoralkonzepten). Ich wünsche im Sinn des synodalen Weges Formate, durch die tatsächlich Verantwortung und Macht mehr als bisher geteilt werden (ich denke etwa an Stellenbesetzungen, in die man Leitende Pfarrer oder Wechselwillige selbst mehr einbeziehen könnte). Ich wünsche der Ordinariatskonferenz gute Debatten und gelegentlich Stimmen, die das Thema Seelsorge einbringen (und setze da auf die Mitbrüder, die als Domkapitulare selbst Leitende Pfarrer sind; die heutige Ordinariatskonferenz hat aber gezeigt, dass dieses Anliegen von allen geteilt wird). Und ich wünsche denen, für die ich in diesen Jahren vor allem zuständig war und die als unser pastorales Personal den Königsdienst in der Kirche ausüben, Freude an der Seelsorge, Gestaltungskraft, gute Begleitung aus Bamberg und Gottes Segen. – Ihnen allen ein herzliches Dankeschön.
Wichtige Anmerkung und Richtigstellung durch Domkapitular Schieber (01.08.2022):
In der ursprünglichen Meldung der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats vom 19.07.2022 („Domkapitulare Schieber und Wünsche in den Ruhestand verabschiedet“) und im Artikel des Heinrichsblatts vom 31.07.2022 („In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“) heißt es inkorrekt (auf mich bezogen): „In seine Zuständigkeit fiel auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie die Prävention.“ Diese Aussage, die den Eindruck erwecken kann, ich sei für den Gesamtkomplex Prävention und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Bamberg zuständig gewesen, ist falsch. Ich hatte partiell Anteil an diesen Aufgaben, war aber nie primär zuständig. Richtig könnte es heißen: „In seine Zuständigkeit fiel auch die Mitarbeit an der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie an der Prävention“ oder, wie die korrigierte Meldung der Pressestelle formuliert: „Als Mitglied des Arbeitsstabs war er auch mit zuständig für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie die Prävention.“
Hier der Link zur Pressemeldung über die Feier der Verabschiedung der Domkapitulare Dr. Peter Wünsche und Hans Schieber: