„Alles, was zählt?!“

Rückblick auf ein Projekt mit jungen Erwachsenen im Seelsorgebereich Dom/Obere Pfarre / Was bedeutet wahre Freundschaft für mich?
„Wofür stehst du ein? Was ist dir wirklich wichtig? Und ich mein nicht nur ein bisschen. Nein, ich mein: so richtig. Was schätzt du wert? Was geht dich am meisten an, von allen Schätzen, die man schätzen kann?“ Was Klavierkabarettist Bodo Wartke zum Evangelischen Kirchentag 2011 reimte, trifft den Nerv Vieler – insbesondere Jugendlicher, die auf Suche sind nach Sinn, Werten, Zukunftsoptionen, wahrer Freundschaft. „Alles, was zählt?!“ lautete der Titel eines Gemeindeprojekts im Seelsorgebereich Dom/Obere Pfarre in der Fastenzeit 2017 im Dompfarrheim. Einem Angebot der katholischen Kirche.
Kirche? Moment! Sie sprächen von Themen, die keinen interessieren, in Worten, die keiner verstehe. So sei „die“ Kirche heute. So ist zumindest häufig die Außenwahrnehmung. Oder steckt hinter diesem vielmals gepolterten Vorwurf doch mehr? Verkünden viele Theologen und Seelsorger nicht allzu oft theologischen Weichspüler à la „Jesus hat euch alle lieb“, oder erheben den moralischen Zeigefinger mit donnerndem „Wir-wissen-wie-ihr-zu-leben-habt“? Nicht lebensrelevante Themen mit nicht zeitgemäßen Methoden? Hat die Kirche vor Ort –katholisch oder evangelisch – oft kaum Ahnung von „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ (GS 1)? Von dem, was die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ des Zweiten Vatikanischen Konzils fordert. Dabei müsse sie „nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten“ (GS 4). Bietet sich da nicht eine große Chance, wenn das zur Sprache kommt, was wirklich zählt? „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Mt 6,21)
„Alles, was zählt?!“ Nicht nur die Frage ist es. Unzählige davon gibt es. Junge Menschen suchen Antworten auf die „großen“ Fragen des Lebens und vielleicht auch nach Gott. Ihre Fragen sollten erst genommen werden und zur Sprache kommen dürfen. Eine sechsköpfige Projektgruppe überlegte zusammen mit Pastoralassistent Philipp A. Fischer „Was zählt für mich, dass mein Leben gut wird?“ Per Brainstorming, Clustern und Bewertung kristallisierten sich drei Themen zum Bereich „wahrer Freundschaft“ heraus: #bestfriends – Freundschaft leben, #HerzAuf – füreinander leben und #egalwaspassiert – schwierige und frohe Momente durchleben. In drei vom Pastoralassistenten gestalteten Einheiten ergründeten die 16- bis Ende-20-Jährigen gemeinsam diese Themen und die damit verbundenen Fragen. Aus den Impulsen erstellte die PG mit geeigneten Formen und Medien ihre drei eineinhalbstündigen, öffentlichen thematischen Einheiten.
Zu denen kamen zwar wenige, aber überaus interessierte und diskussionsfreudige Gäste, wie das Feedback zeigt. Ein Teilnehmer resümierte via facebook: „Ich fands gestern wirklich super. Vor allem den roten Faden, der sich durch gezogen hat. Und am Ende, der Bezug auf Jesus, der ja wirklich das Paradebeispiel für das Verschenken des eigenen Herzens ist, war ein passender und einleuchtender Abschluss. Ich war wirklich erstaunt, als wir vor dem Kreuz standen, dass er mir zuvor nicht in den Sinn gekommen war. Außerdem war es einfach ein super Abschluss für den Abend!“
Jeder, der an einem der Abende zu „Alles, was zählt?!“ kam, sollte spüren dürfen: Ich zähle! Ich bin wertgeschätzt! Ich darf fragen und suchen! Meine Freundschaft zählt für mich! Ich darf mir darüber Gedanken machen. Und wenn ich will, dann kann ich auf Gott zählen!
Freilich ist das ein hehres Ziel. Aber es ist ein lebensnahes. Eines, das zeigt: Glaube und Leben haben etwas miteinander zu tun. Ich muss darin vorkommen. Ich mit meinem Suchen und Fragen, meinen Hoffnungen, Wünschen und Sehnsüchten, Trauer und Ängsten. Wenn das nicht nur im Gemeindeprojekt gelingt, dann wird kein theologischer Weichspüler verkündet. Dann wird mit Bodo Wartke gesungen und gesucht. Dann kann Leben gelingen. Dann kann ich spüren: Gott zählt auf mich!
Pastoralassistent Philipp A. Fischer
Für PA Fischer war das Projekt „Alles, was zählt?!“ sein Prüfungsprojekt am Ende der dreijährigen Ausbildungszeit im SB Dom/Obere Pfarre.
Infobox: Anregung zum Nachsinnen aus #bestfriends – Freundschaft leben: „Meine besten Freunde und ich“
Suchen Sie sich einen Ort, an dem sie in angenehmer Atmosphäre ruhig arbeiten können. Zeichnen Sie auf ein großes Papier (z.B. Flip-Chart) eine Zielscheibe. In deren Mitte platzieren Sie sich selbst, drum herum die Menschen, die ihnen wichtig sind, v.a. die besten Freunde Überlegen Sie schriftlich zu jeder/jedem: Warum befindet sich diese Person genau da? War das schon einmal anders? Warum? Was müsste passieren, damit ich sie näher bei mir einzeichnen könnte? Was müsste passieren, dass ich sie weiter weg einzeichnen könnte?