Ansprache von Erzbischof Ludwig Schick anlässlich der Sendungsfeier für Gemeinde- und Pastoralreferenten/innen und Religionslehrer/innen am 12. Juli 2013 im Bamberger Dom
Bischofswort
1. Liebe zukünftige Pastoral- und Gemeindereferentinnen, liebe Religionslehrer!
Sie werden im „Jahr des Glaubens“ in den kirchlichen Dienst gesendet. Das will Ihnen etwas sagen, nämlich das, was die erste Enzyklika von Papst Franziskus uns aufträgt: Wir sollen uns erneut auf die wichtigste Aufgabe unseres kirchlichen Dienstes, ja der Kirche insgesamt, besinnen, auf den Vorrang Gottes und wir sollen Jesus Christus wieder zum Zentrum unseres kirchlichen und persönlichen Lebens machen. Gottes Sohn ist einer von uns, an dem wir uns orientieren sollen, einer von uns, mit dem wir das Leben teilen können, einer von uns, der in Freud und Leid mit uns geht, einer von uns, der die Menschen befreit aus den Strukturen des Todes für die Wege des Lebens, einer von uns, der uns durch seinen Heiligen Geist als Volk Gottes befähigt, das Reich Gottes zu verkünden und aufzubauen, das einmal vollendet wird in seiner Ewigkeit.
Unser christlicher Glaube ist nicht Theorie, sondern Person, Jesus, der Sohn Gottes, Mensch geworden unter uns und für uns. Was bedeutet dieser Glaube? Wofür steht er? Was bringt er?
2. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im pastoralen Dienst! Die drei wichtigen Dokumente, die dieses Jahr des Glaubens begleiten, verwenden vor allem drei Begriffe, um den Glauben zu erläutern.
2.1. Der selige Papst Johannes XXIII. hat 1962 bei der Eröffnung des Konzils und während des Konzils vom thesaurus fidei, vom „Schatz des Glaubens“ gesprochen. Er bezog sich dabei auf den zweiten Korintherbrief, wo Paulus schreibt: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen“ (2 Kor 4,7).
Papst Benedikt XVI. hat bei der Ausrufung des Jahres für den Glauben die Überschrift gewählt: „Porta fidei – Pforte des Glaubens“. Er bezieht sich dabei auf Jesus, der im Johannesevangelium sagt: „Ich bin die Tür, wer durch mich [den guten Hirten] hineingeht, wird gerettet werden“ (Joh 10,9), findet Leben und kann Leben geben.
Und Papst Franziskus hat an den Beginn seiner ersten Enzyklika die Worte „Lumen fidei – Licht des Glaubens“ gesetzt. Er bezieht sich ebenfalls auf ein Wort Jesu im Johannesevangelium, nämlich: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12).
3. Liebe Schwestern und Brüder!
Mit diesen drei Begriffen kann man deutlich machen, was der Glaube ist und was wir als pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich tun sollen, in allem, was wir tun. Der Glaube ist ein Schatz, der unser Leben bereichert, kein Mensch kann ohne einen Glauben leben, auch ein Atheist und ein Agnostiker nicht, weil er sonst kein Vertrauen hat und keinen Schritt vorwärts geht. Sie glauben an sich, das Schicksal, Mächte etc. Ohne an etwas zu glauben, lebt kein Mensch. Unser christlicher Glaube hat einen Namen, Gott in Jesus Christus! Er schenkt uns Vertrauen ins Leben, in die Zukunft, in die Ewigkeit. Er ist Glaube an die Liebe, das Gute, das Wahre. Diesen Glauben Jesu dürfen Sie den Menschen bringen, er ist der Schatz, der Leben schenkt.
Diesen Schatz des Glaubens weitergeben in Schule und Pfarreiarbeit, in Gottesdienst und seelsorglichen Gesprächen an Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Seniorinnen und Senioren, das ist unsere Aufgabe, eine Aufgabe, die andere bereichert. Wenn wir diesen Reichtum weitergeben, dann spüren wir, wie wir dabei selbst beschenkt werden.
4. Der zweite Begriff Porta fidei – Jesus Christus ist die Tür, durch die wir gehen müssen. Zum pastoralen Dienst gehört das Gebet und der Gottesdienst. Das tägliche Gebet und den Gottesdienst kann man als Hindurchgehen durch die Pforte, die Jesus Christus ist, verstehen, um mit ihm und durch ihn auf gute Weide zu kommen, die Leben gibt. Eine wichtige, vielleicht die wichtigste Aufgabe in der Pastoral ist, die Menschen das Beten zu lehren, sie gottesdienstfähig zu machen, ihnen die Freude an Gott durch Gebet und Gottesdienst zu vermitteln. Wer das tut, der führt Menschen auf die gute Weide, wo nach den Regeln der Zehn Gebote, des Hauptgebotes der Gottes- und der Nächstenliebe, der Goldenen Regel, der Seligpreisungen das Leben gestaltet und das Reich Gottes aufgebaut wird.
5. Lumen fidei – Licht des Glaubens, das alle Finsternis vertreibt. Wir haben eben in der Lesung die Offenbarung Gottes an Israel oder Jakob, den Stammvater des alttestamentlichen Gottesvolkes, gehört. Bei allen Offenbarungen im Alten und im Neuen Testament kommt immer wieder der Satz vor: „Ich bin dein Gott, fürchte dich nicht!“ Das ist bei Abraham so, bei Jakob, bei Mose am brennenden Dornbusch. Zur Gottesmutter sagt der Engel ebenfalls: „Fürchte dich nicht“ (Lk 1,30). Er findet sich wieder bei Jesus selbst, der den Aposteln und den Jüngern und allen ihren Nachfolgern sagt: „Fürchte dich nicht“. Es kommt auch im letzten Buch der Heiligen Schrift, in der Offenbarung des Johannes, vor. „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte“ (Off 1,17), erfährt Johannes in der Offenbarung Gottes und sagt es den sieben Gemeinden. Das Licht des Glaubens erleuchtet die Finsternis dieses Lebens.
6. Es gibt keine größere Finsternis, die einen persönlich, aber auch Gruppen und Gesellschaften treffen kann, als die Furcht, die lähmt, die keinen Schritt vorwärtsgehen lässt, die allen Fortschritt verhindert. Das Licht, das Christus selber ist und bringt, verwandelt diese Furcht in Ehrfurcht vor Gott, vor den Menschen und vor der Schöpfung. Das Licht des Glaubens fegt nicht einfach Furcht hinweg und macht zum Ritter, ohne Fehl‘ und Tadel, zum Helden und Alleskönner. Nein, das Licht des Glaubens verwandelt Furcht in Ehrfurcht, die bleibt, die hilft zu leben und an einer menschenwürdigen Gesellschaft mitzubauen.
7. Liebe pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Das ist unser Dienst: Den Schatz des Glaubens, der Jesus Christus ist, der Vertrauen und Hoffnung, Zuversicht und Liebe enthält, den Menschen zu vermitteln, damit sie daraus leben.
Pastoraler Dienst bedeutet, die Porta fidei – die Pforte des Glaubens zu durchschreiten und viele dabei mitzunehmen, die Pforte, die Jesus Christus ist und die auf die Weide des Lebens gelangen lässt, die darin besteht, im Gebet und Gottesdienst, im Leben mit den Zehn Geboten, dem Hauptgebot der Gottes- und der Nächstenliebe und den Seligpreisungen das Leben zu gestalten. Das ist Ihr Dienst, die Pforte des Glaubens zu öffnen und viele Menschen hindurch zu geleiten!
Lumen fidei – das Licht des Glaubens sollen Sie den Menschen und der Gesellschaft bringen. Das Licht des Glaubens vertreibt nicht alle Finsternis des Lebens, gibt aber immer genügend Licht für den nächsten Schritt.
Dafür muss man auch den Kopf hinhalten. Für den Dienst am Glauben sind Sie berufen - der Glaube, der nicht Theorie ist, sondern Person, der das Leben bestimmt, reich macht und zur Ewigkeit führt.
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Datum: 17.07.2013
Autor: Erzbischof Dr. Ludwig Schick