Bei ethischen Konflikten in Pflege und Betreuung helfen eigens ausgebildete Berater weiter

Erzbischof empfing Ethikkomitee der Caritas
Dass es in allen Caritas-Einrichtungen im Erzbistum Bamberg Ethikbeauftragte geben soll, hat Erzbischof Dr. Ludwig Schick als sein besonderes Anliegen bezeichnet. Er sagte dies bei einem Gespräch mit dem Ethikkomitee des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg; zum Beginn von dessen zweiter Amtszeit hatte der Erzbischof die Mitglieder ins Bischofshaus eingeladen.
Als wichtigste Aufgabe des 2012 vom Erzbischof eingesetzten Komitees in seiner ersten Amtsperiode benannte dessen Vorsitzender Dr. Peter Landendörfer die Erstellung von Arbeitsunterlagen und Informationsmaterial „Hilfe bei ethischen Konflikten in Pflege und Betreuung“. Parallel dazu wurde in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie Regensburg und der Hospiz-Akademie Bamberg eine Fortbildung zum Ethikbeauftragten im Gesundheits- und Sozialwesen entwickelt. Ziel ist es, Mitarbeiter der Caritas dafür zu qualifizieren, dass sie ethische Probleme – etwa im Zusammenhang mit dem Lebensende – erkennen, in ihrer Relevanz richtig erfassen und im Gespräch mit Heimbewohnern, Angehörigen, Betreuer und behandelndem Arzt zu einer Lösung kommen.
Drei Kurse haben bereits stattgefunden, ein vierter beginnt im Januar 2017, berichtete Friederike Müller. Die Bereichsleiterin für die trägereigenen Einrichtungen des Diözesan-Caritasverbandes betonte, dass in diesen Einrichtungen für Leitungskräfte das Fortbildungsprogramm verpflichtend sei. In jedem Pflegeheim gebe es bereits zwei Ethikbeauftragte. Der Erzbischof forderte dies mit Nachdruck auch für die Einrichtungen der Stadt- und Kreis-Caritasverbände.
Der vierte Kurs, ergänzte Müller, richte sich verstärkt auch an Mitarbeiter aus der ambulanten Pflege. Diese seien bei ihren Besuchen in den Haushalten der Patienten auch mit Problemen wie Verwahrlosung oder nicht gerichtlich abgesicherten freiheitsentziehenden Maßnahmen konfrontiert, berichtete Irmgard Heckmann. Wiesen die Pflegekräfte darauf hin, kündigten die Angehörigen oft der Caritas-Sozialstation und beauftragten einen anderen Dienst. Aufgrund der politisch gewollten Konkurrenz sei dies ein Leichtes, so die Diözesanreferentin für ambulante Kranken- und Altenhilfe.
Landendörfer wies ferner auf die Erarbeitung der Leitlinien „Sexualität und deren Gestaltungsbedingungen in der Caritas“ und deren Vorstellung bei einer Fachtagung hin. Sowohl die Ethikbeauftragten als auch diese Leitlinien hätten große Aufmerksamkeit auch außerhalb der Erzdiözese gefunden.
Als künftige Vorhaben nannte Landendörfer eine Leitlinie Geriatrie und die Formulierung von Anforderungen an die Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung im Alter. Maria Wiehle, Leiterin des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas (HPZ) in Lichtenfels, beklagte, dass hierzu noch Angebote fehlten. Das HPZ dürfe aufgrund der Finanzierungsvorschriften keine Pflege anbieten. Möglich sei nur eine Tagesbetreuung für Senioren mit Behinderung.
Erzbischof Dr. Ludwig Schick begrüßte die neuen Mitglieder des Ethikkomitees und dankte ihnen für ihre Bereitschaft zur Mitwirkung:
- Benno Pfuhlmann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Medizinrecht,
- Rudolf Reinwald, Leiter des Dr.-Robert-Pfleger-Rehabilitations- und Altenpflegezentrums St. Otto und des Caritas-Alten- und Pflegeheims St. Walburga in Bamberg,
- Markus Starklauf, Dipl.-Theologe, Referent für Hospiz und Palliativseelsorge im Erzbistum Bamberg.
Außerdem berief er Weihbischof Herwig Gössl in das Komitee hinzu.
Die ausscheidenden Mitglieder waren bereits im Mai verabschiedet worden:
- Sr. Telma Francis Sherly James, Leiterin des Caritas-Seniorenzentrums St. Josef in Bamberg-Gaustadt,
- Pfarrer Fritz Hilbert, Krankenhausseelsorger an der Uniklinik Erlangen,
- Georg Kröppelt, Landgerichtspräsident a. D., Vorsitzender des Caritasverbandes für die Stadt Bamberg e.V.
Weiterhin gehören dem Ethikkomitee an:
- Dr. Peter Landendörfer, Facharzt für Allgemeinmedizin und Geriatrie in Heiligenstadt, Vorsitzender des Caritasverbandes für den Landkreis Bamberg, als Vorsitzender des Ethikkomitees,
- Irmgard Heckmann, Referentin für ambulante Kranken- und Altenpflege, stationäre Krankenpflege und Familienpflege beim Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg e.V.,
- Christa Rimpf, Dipl.-Pflegefachwirtin (FH), Fachberaterin für stationäre Altenhilfe beim Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg e.V.,
- Maria Wiehle, Leiterin des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas in Lichtenfels,
- Dr. Georg Beirer, Moraltheologe, Inhaber einer Praxis für psychotherapeutische Theologie, geistliche Begleitung und pastorale Supervision in Bischberg,
- Dr. Jörg Cuno, Leiter des Zentrums für Palliativ- und Hospizversorgung der Sozialstiftung Bamberg.