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Das junge Gesicht der Kirche

Gruppenfoto PA 2018
Datum:
Veröffentlicht: 19.9.18
Von:
Elke Pilkenroth

Start des neuen Ausbildungsjahrgangs von Pastoralassistenten für drei Bistümer in Nürnberg

Es ist vor allem Neugier, die diese jungen Frauen und Männer für ihren Beruf besonders eignet: Neugier auf Menschen und Neugier auf all das, was sie nun erwartet in ihrer Ausbildungszeit als Pastoralassistentinnen und -assistenten; so werden sie in den nun folgenden Jahren genannt. Nach Theorie folgt die Praxis, die jungen Frauen und Männer sind heiß darauf. Der Altersdurchschnitt im Kurs beträgt 27 Jahre und ist einer der jüngsten der vergangenen Jahre. Zu Beginn ihrer Pastoralassistentenzeit haben sie sich Anfang September eine Woche im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus auf ihre nun beginnende Ausbildung vorbereitet. Die Einführungstage haben das Ziel, sich über Berufsbild, Wünsche, Anforderungen und eigene Talente Gedanken zu machen.
PAs 2018

Es ist vor allem Neugier, die diese jungen Frauen und Männer für ihren Beruf besonders eignet: Neugier auf Menschen und Neugier auf all das, was sie nun erwartet in ihrer Ausbildungszeit als Pastoralassistentinnen und -assistenten; so werden sie in den nun folgenden Jahren genannt. Nach Theorie folgt die Praxis, die jungen Frauen und Männer sind heiß darauf. Der Altersdurchschnitt im Kurs beträgt 27 Jahre und ist einer der jüngsten der vergangenen Jahre. Zu Beginn ihrer Pastoralassistentenzeit haben sie sich Anfang September eine Woche im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus auf ihre nun beginnende Ausbildung vorbereitet. Die Einführungstage haben das Ziel, sich über Berufsbild, Wünsche, Anforderungen und eigene Talente Gedanken zu machen.

„Du wirst Pfarrerin?“

„Solange es gläubige Menschen gibt, wird es Kirche geben“, meint Markus Hegewald aus dem Bistum Eichstätt. „In Filmen sind viele christliche und biblische Motive präsent, aber niemand kann sie mehr deuten.“ Es sei wichtig, so der 25-Jährige, bei anderen Menschen die Neugier für diese Motive zu wecken. „Damit sie sich dafür interessieren.“ Solange noch Fragen dazu kämen, sei das eine Chance für die Kirche, erklärt Marie-Bernadette Reichert aus Würzburg. „Künftig wird häufiger nachgefragt werden bei christlichen Ereignissen und wir müssen eine andere Sprache finden, um diese Begriffe zu erklären.“ Die 25-Jährige möchte die Leute dort, wo sie leben, „an der Haustür“ abholen. „Deren Lebenswelt mit Freude, Trauer und Kinderbetreuung sind unsere Anknüpfungspunkte.“ Der unmittelbare Kontakt zu den Menschen ist ein Wesensmerkmal seelsorgerlichen Wirkens. Über diesen Weg, da sind sich jungen Pastoralassistenten einig, erreiche man auch kirchenferne Menschen. „Ein Leben ohne Glaube ist für mich undenkbar“, erklärt Ruth Hümmer-Hutzel aus Bamberg. Sie habe seine stützende Kraft in wichtigen Lebenssituationen erfahren dürfen. Nun möchte die 31-Jährige ihre seelsorgerlichen Talente gerne nutzen. Ihre Ausbildung führt sie nun in den Seelsorgebereich Stegaurach-Lisberg.

„Du wirst Pfarrerin?“ Diese Frage hat sich Inger Klaucke, die im Erzbistum Bamberg Pastoralassistentin ist, anhören dürfen. Die 26 Jahre junge Frau stammt aus Berlin und war die einzige katholische Schülerin ihrer Klasse. „Für mich war es eine bewusste Entscheidung, katholisch zu sein und das auch zu leben.“ Jetzt ist sie in Nürnberg eingesetzt. Die Einsatzbereiche der Pastoralassistenten sind breit. Nach der dreijährigen praxisorientierten Ausbildung (im Bistum Würzburg sind es vier Jahre) folgt die zweite Dienstprüfung. Dann dürfen sie sich Pastoralreferentin und Pastoralreferent nennen. Sie sind Teil des Pastoralen Teams in den Pfarrgemeinden. Aber auch in der Klinik-, Krankenhaus-, Gefängnis-, Hochschul-, Gehörlosen-, Blindenseelsorge und vielen weiteren Einsatzbereichen für Menschen von jung bis alt ist ihr seelsorgerliches Können gefragt. Hümmer-Hutzel könne sich beispielsweise vorstellen, in einer Beratung tätig zu sein. Andere wiederum möchten sich noch nicht festlegen. „Es gibt kein falsch. Wichtig ist, auszuprobieren und zu lernen“, hofft Lucia Hackenberg aus dem Bistum Würzburg.

Nachwuchs gesucht

Alle jungen Frauen und Männer im Kurs waren früher Ministranten. Durch Eltern, Großeltern, über die Pfarrei und Jugendarbeit haben sie einen geraden Weg in Richtung Berufswunsch eingeschlagen. Die Kirche ist ihre Arbeitgeberin. Als kritische junge Menschen wünschen sie sich Weiterentwicklung und konstruktive Auseinandersetzung. „Ich wünsche mir von der Kirche, dass sie ihre Sprache vereinfacht, sie muss auf die Menschen zugehen und alle respektieren.“ Kirche müsse Verantwortung an andere übertragen, ergänzt Hümmer-Hutzel. „Sie muss in politischen Themen klare Stellung beziehen.“ Und Michaela Rüd ergänzt: „Die Kirche soll nicht nur davon reden, die Zeichen der Zeit zu sehen, sondern auch entsprechend handeln.“ Es liege eine große Chance im derzeitigen Umbruch, glaubt die 29-Jährige aus dem Bistum Würzburg. „Es gibt viel Altbackenes, das heute keiner mehr versteht.“

Die Bistümer Bamberg und Würzburg arbeiten seit elf Jahren zusammen, zwei Jahre später schloss sich Eichstätt an. Die gemeinsame Ausbildung besteht aus unterschiedlichen Modulen mit Workshops, Veranstaltungen, Exerzitien und spirituellen Impulsen. „Wir Ausbilder setzen den Rahmen, dass jeder darin wachsen kann“, findet der Bamberger Ausbildungsleiter Valentin Weller. Zusammen mit Maria Lechner aus Eichstätt und Johannes Reuter aus Würzburg führt er nun schon viele Jahre für die drei Bistümer gemeinsam die Ausbildung durch. Die Anforderungen an den Beruf haben sich in den vergangenen 50 Jahren enorm geändert. „Er ist der dynamischste unter den pastoralen Berufen“, glaubt Maria Lechner. Weller stellt fest: „Die Arbeitsverdichtung ist enorm geworden durch Doppelstrukturen wie mehrere Dienstbesprechungen.“ Kollege Johannes Reuter aus dem Bistum Würzburg findet: „Wir repräsentieren das junge Gesicht des pastoralen Personals.“ Das hätten die Kirchenverantwortlichen erkannt. „Ich glaube, dass wir der Beruf sind, der in Zukunft das Gesicht der Kirche prägen wird. Auch wenn man sich in der Kirche nicht so leicht mit uns tut.“

Faszinierend sei der Beruf für ihn heute noch, ergänzt Valentin Weller. Pastoralreferenten seien Gott-Sucher. „Sie sollen Gott aufsuchen und finden, sie sollen Gott-Nachspürer sein.“ Seelsorge heute heißt: „Miteinander entdecken, wo Leben heute gelingen kann.“ Im Erzbistum Bamberg wird Ruth Hümmer-Hutzel im Pfarreienverbund Stegaurach–Lisberg arbeiten und Inger Klaucke im Seeelsorgebereich Pfarrei St. Karl Borromäus in Nürnberg.