Der Beruf ist „eine Wucht“

Pastoralassistentinnen und –assistenten starten in die Ausbildung
Die Entscheidung, ins Theologiestudium einzusteigen und dann auch noch die Ausbildung zur Pastoralreferentin und zum Pastoralreferenten anzuschließen, haben die neun Frauen und Männer gut überlegt. Erste Berührungen mit Kirche hatten sie alle schon im Kinder- und Jugendalter. Bei den meisten hat aber erst ein Umweg auf die Zielgerade Theologie geführt.
Zu Beginn ihrer mehrjährigen Pastoralassistentenzeit – so werden sie in den nächsten Jahren genannt – trafen sie sich Anfang September eine Woche lang im Bamberger Bistumshaus St. Otto. Die Einführungstage haben das Ziel, sich über Berufsbild, Wünsche, Anforderungen und eigene Talente Gedanken zu machen. Die jungen Diplom-Theologinnen und -Theologen stammen aus den Bistümern Bamberg, Eichstätt und Würzburg.
Interessante Werdegänge
„Nach der Tätigkeit als Berufsschullehrer habe ich mich für Theologie entschieden. Währenddessen war ich Benediktinermönch in Münsterschwarzach“, erklärt Florian Oberle aus Würzburg. Der 39-Jährige merkte dann aber, dass diese Lebensform nichts für ihn sei. „Der Beruf des Pastoralreferenten hat sich dann für mich herauskristallisiert.“ Alina Welzbach berichtet, dass sie durch ihre Arbeit zur Theologie gefunden habe. Die gelernte Kinderkrankenschwester war durch die Klinikseelsorger neugierig geworden. „Einmal später in diesem Bereich zu arbeiten, kann ich mir gut vorstellen“, wünscht sich die 28-Jährige Würzburgerin. So lassen sich die Werdegänge fortführen: Sebastian Walter (Würzburg) hat den Umweg über ein Philosophie- und Literaturstudium gemacht; Benedikt Glaser (Wü) hat erst Physik, dann soziale Arbeit studiert, dazwischen schob er einen Weltfreiwilligendienst in Brasilien ein; Christian Storath (Wü) wählte den Weg des Lehramtsstudiums für Katholische Religion und Latein, kombiniert mit Theologie; Sebastian Walter (Wü) hat erst Philosophie studiert; und Eugen Gerasimenko (Eichstätt) führte ein „Glaubenswandel“ erstmal in eine Ordensgemeinschaft, bevor er durch den Beruf des Pastoralreferenten eine „neue Relevanz“ gespürt habe.
Gut gewappnet für den Beruf
Eichstätts Ausbildungsleiterin Maria Lechner weiß, dass man um Zweifel nicht herum komme. „Das kritische Denken lernt man im Studium.“ Da könne man auch eine große Tiefe erfahren. Denn eines sei sicher: „Der Kinderglaube trägt nicht mehr durchs Theologie-Studium und die folgende Zeit.“ Johannes Pfaff stimmt zu. Der 24-Jährige aus Würzburg kennt die Momente des Zweifels: „Theologie hat mit einem selbst zu tun. Man macht sich eigene Gedenken dazu.“ Der 28-jährige Eugen Gerasimenko habe irgendwann „eine Wucht“ in seinem Leben erfahren. Er ist sicher: „Glauben hat Relevanz für die ganze Gesellschaft.“ Ein Jahr lang hat Anna Wagner aus Eichstätt schon in einer Pfarrei gearbeitet. Dort habe sie Kirche aus einer anderen Perspektive kennengelernt und auch Menschen in ganz unterschiedlichen Feldern. Die 27-Jährige hofft: „Durch mich selbst darf ich in die Welt bringen, was ich vom Evangelium verstanden habe. Und damit für die Menschen selbst jemand sein, durch den man Christus begegnen kann.“ Die Theologie den Menschen zu übersetzen und nahezubringen, das sei ein wichtiges Rüstzeug für die Seelsorgerinnen und Seelsorger. „Wir müssen unser Wissen so anwenden, dass Nicht-Theologen uns verstehen“, so die 25-jährige Johanna Jäger aus Bamberg. Sie ist im Erzbistum in diesem Jahr die einzige Pastoralassistentin im ersten Ausbildungsjahr. Benedikt Glaser (Wü) will Menschen begleiten an Lebenswenden und bei Schicksalsschlägen. „Wir sind da, wenn sich etwas bewegt bei den Menschen. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche.“
Einfach wird’s nicht werden
„Es kommt auf die Kommunikation an“, so Christian Storath. „Wir müssen es schaffen, Fachbegriffe und Zusammenhänge angemessen auszudrücken.“ Als weitere Herausforderung sieht der 28-Jährige die „Pastoral der Zukunft“. Da immer größere Seelsorgeeinheiten anstünden, müsse die Arbeit gut strukturiert sein. Die Bambergerin Johanna Jäger erlebt gleich im ersten Ausbildungsjahr die ganz neu eingerichteten großen Seelsorgebereiche. „Aus meiner Kindheit kenne ich noch, dass immer jemand vor Ort ist. Das wird sich ändern.“
Der Würzburger Ausbilder Johannes Reuter wirft ein: „Jetzt sind immer mehr die Teamplayer gefragt.“ Heute brauche es andere Anforderungen als noch vor 20 Jahren.
Nicht vergessen werden dürften bei all den notwendigen Strukturprozessen „das Team hinter den Hauptamtlichen“, nämlich die Ehrenamtlichen. Darauf verweist der 39-jährige Florian Oberle sehr eindringlich. „Unsere Berufsgruppe zählt künftig zum Verzahnungsbereich zwischen Haupt- und Ehrenamt.“ Es gehe jetzt um Fragen von Aufgabenverteilung und Leitung in Gemeinden.
Wo geht’s lang?
Die Einsatzbereiche der Pastoralassistenten sind breit. Nach der dreijährigen praxisorientierten Ausbildung (im Bistum Würzburg sind es vier Jahre) folgt die zweite Dienstprüfung. Dann dürfen sie sich Pastoralreferentin und Pastoralreferent nennen. Sie sind Teil des Pastoralen Teams in den Seelsorgebereichen und Pfarrverbänden. Aber auch in der Klinik-, Krankenhaus-, Gefängnis-, Hochschul-, Gehörlosen-, Blindenseelsorge und vielen weiteren Einsatzbereichen für Menschen von jung bis alt ist ihr seelsorgerliches Können gefragt. Christian Storath beispielsweise könne sich vorstellen, in der Trauerpastoral oder Notfallseelsorge zu arbeiten; Johannes Pfaff arbeitet gerne mit Jugendlichen, auch die am Rande der Gesellschaft. „In Brasilien habe ich eine Kirche erlebt, die jünger ist. Diese Visionen begleiten mich wie ein Stern, an den man sich ausrichten kann“, so Benedikt Glaser.
Nachwuchs gesucht
Die Bistümer Bamberg und Würzburg arbeiten seit zwölf Jahren zusammen, zwei Jahre später schloss sich Eichstätt an. Die gemeinsame Ausbildung besteht aus unterschiedlichen Modulen mit Workshops, Veranstaltungen, Exerzitien und spirituellen Impulsen. „Ich freue mich, dass sich hier neun junge Leute auf einen anspruchsvollen Beruf mit Haut und Haaren einlassen. Dass sie Lust haben, sich zu engagieren“, so der Bamberger Ausbildungsleiter Valentin Weller. Eines ist in all den Jahren gleich geblieben: Menschen möchten, dass ihr Leben gelingt und dass sie sinnvoll leben. „Und unsere neuen Seelsorgerinnen und Seelsorger können sie auf diesem Lebensweg begleiten. Wir stehen als Botschafter für die Sache Jesu und coachen die Menschen“, hofft Weller. Zusammen mit Maria Lechner aus Eichstätt und Johannes Reuter aus Würzburg führt er nun schon viele Jahre für die drei Bistümer gemeinsam die Ausbildung durch. Durch die hohe Zahl (19) an Pastoralassistenten in Würzburg hat Reuter mit Claudia Jung personelle Unterstützung bekommen.
Die Anforderungen an den Beruf haben sich in den vergangenen 50 Jahren enorm geändert. „Die größte Herausforderung für jungen Leute ist, die Pastoral der Zukunft zu gestalten“, so Maria Lechner, die Eichstätter Ausbilderin. „Wir stellen hier die Weichen. Was kann unsere Berufsgruppe für die Weiterentwicklung der Kirche leisten?“ Da Pastoralreferentinnen und -referenten dynamisch und beweglich sein müssten, sei dieser Beruf der spannendste überhaupt. „Es braucht eine Dynamik bei allem.“ Das Spezifische an diesem Beruf sei, so Weller, Kirche und Gesellschaft im Licht des Evangeliums zu deuten und zu gestalten. „Das bedeutet, das Leben von Menschen mit der Frage nach Gott in Verbindung zu bringen.“ Johannes Reuter ergänzt: „Früher sind die Leute zur Kirche gekommen, jetzt müssen wir viel mehr zu den Menschen gehen.“
Einsatzbereiche
Im Erzbistum Bamberg wird Johanna Jäger im Seelsorgebereich Kulmbach eingesetzt.
Im Bistum Eichstätt wird Eugen Gerasimenko im Pfarrverband Ingolstadt/St. Anton-St. Salvator und Anna Wagner in der Pfarrei Ingolstadt/St. Pius eingesetzt.
Im Bistum Würzburg wird Benedikt Glaser in der Pfarreiengemeinschaft St. Georg/Karlstadt und Pfarreiengemeinschaft Hl. Jakobus/Karlburg, Florian Oberle in der Pfarreiengemeinschaft St. Franziskus am Steigerwald/Gerolzhofen, Johannes Pfaff in der Einzelpfarrei Großostheim und Pfarreiengemeinschaft Regenbogen Bachgau/Pflaumheim, Christian Storath in der Pfarreiengemeinschaft Sieben Sterne im Hammelburger Land, Sebastian Walter in den Pfarreiengemeinschaften Unter-der-Homburg/Gössenheim / Pagus Sinna- Mittlerer Sinngrund/Burgsinn / Main-Sinn/Rieneck / Sodenberg/Wolfsmünster / An den drei Flüssen/Gemünden am Main und Alina Welzbach in der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost und Einzelpfarrei Rottendorf eingesetzt.