„Die ersten Jahre sind wichtig und entscheidend“

Gespräch mit Subregens Stefan Fleischmann über die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg

Bamberg. Eintritt ins Priesterseminar, Studium, Diakonenweihe, Priesterweihe – fertig!? Auch wenn die jungen Männer mit ihrer Weihe offiziell Priester sind, die Kaplansjahre sind alles andere als „Herrenjahre“. In ihrer vierjährigen Ausbildung sollen die Kapläne durch die begleitete Reflexion ihrer Arbeit ihre besonderen Fähigkeiten einbringen können, ihre je eigenen Grenzen erkennen sowie auch neue pastorale Handlungs- und Aufgabenfelder entdecken. „Nach der Weihe braucht der Priester Zeit, um in seine Rolle hineinzuwachsen“, betont Subregens Stefan Fleischmann, der als Ausbildungsleiter für die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg verantwortlich ist, im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Selbstständiges Arbeiten auf der einen Seite, Ausbildung auf der anderen Seite – das sind die Elemente der Kaplanszeit, die für einige der Geistlichen im Erzbistum Bamberg in diesem Jahr zu Ende geht, während sie für zwei andere, die in diesem Jahr zu Priestern geweiht werden, beginnt. Ein Beginn dann nicht mehr in einer speziellen Pfarrei, sondern angesichts der neuen Strukturen im Erzbistum Bamberg für den jeweiligen Seelsorgebereich. „Die Kapläne sollen von Anfang an lernen, sich in diesen neuen Strukturen zurechtzufinden“, so Stefan Fleischmann. Wie die Ausbildung der Kapläne vonstattengehen soll, das ist alles in einem speziellen Kaplansstatut niedergeschrieben. „Vor allem die Ausbildungsordnung ist wichtig“, sagt Subregens Stefan Fleischmann.
Nach seinen Worten nimmt die Ausbildungsordnung das Bildungsziel beziehungsweise deren Umsetzung in der Gemeinde sowie die in der Berufseinführung begleitenden Personen in den Blick. „Ich bin dankbar, dass wir hier im Erzbistum wirklich gute Ausbildungspfarrer haben“, betont der Subregens. „Denn die Praxisbegleitung geschieht vor Ort. Deshalb sind wir auf Pfarrer angewiesen, die Aufgabenbereiche gut delegieren und den Kaplan entsprechend begleiten. Denn die ersten Berufsjahre sind sehr wichtig und entscheidend für den weiteren Weg.“ Darüber hinaus ist Birgit Albert für die religionspädagogische Ausbildung im Religionsunterricht zuständig. Seit vielen Jahrzehnten ist dem Erzbistum Bamberg wichtig, dass die Kapläne – was den Religionsunterricht betrifft – nicht ins kalte Wasser geworfen werden. Als Subregens sieht sich Stefan Fleischmann in der Rolle des „Steuermanns“, der die Kapläne auf ihrem Weg begleitet und ihre Arbeit mit ihnen und dem Ausbildungspfarrer immer wieder reflektiert. „Ich versuche, so viel wie möglich mit den Kaplänen im Gespräch zu bleiben, um sie zu kennen mit ihren je eigenen Herausforderungen und dann individuell zu fördern, sie aber auch immer wieder zu fordern“, sagt Fleischmann. „Dieser Dienst macht mir am meisten Frede, Impulse zu geben, zu motivieren, Hilfestellungen zu geben“, konstatiert der Subregens.
„Ausbildung steht aber auch immer in einer gewissen Spannung zwischen Selbstverantwortung beziehungsweise Eigenmotivation und Begleitung, etwa günstige Rahmenbedingungen für das Lernen zu ermöglichen.“ Fleischmann weiß, dass sich durch die Bildung der Seelsorgeeinheiten und die sich verändernde Gesellschaft auch das Priesterbild geändert hat. „Dementsprechend müssen wir unsere Ausbildungsbegleitung nach dem Prinzip, Sehen – Urteilen – Handeln‘ weiterentwickeln. Das Ziel muss sein, dass die Kapläne später einmal gute und zufriedene Seelsorger sind, die einen Seelsorgebereich in einem kooperativ-kommunikativen Stil leiten können. Bis dahin vergehen aber noch einige Jahre, um diese Leitungsrolle gut zu füllen, damit es zu keiner Überforderung kommt.“ Wichtig ist für ihn auch, die Kapläne auf ihre Zweite Dienstprüfung am Ende der Kaplanszeit vorzubereiten. In dieser Prüfung sollen die erworbenen Erkenntnisse in der pastoralen Praxis unter Beweis gestellt werden. Diese zweite Dienstprüfung besteht aus mehreren Teilen und erstreckt sich über den Zeitraum von Januar bis Ostern. „Nach den vier Jahren als Kaplan sollte jeder wissen, worauf es als Priester ankommt und einen sicheren Stand haben.“ Bewusst ist sich Stefan Fleischmann darüber, dass die Herausforderungen, die auf die Kapläne warten, durchaus auch Angst machen können, „aber durch eine gute Ausbildung können die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass diese Herausforderungen auch bewältigt werden können.“ Für den Subregens ist es wichtig, dass auch in Zukunft das Priesterbild vielfältig ist, „und wir nicht nur leitende Pfarrer haben. Denn je vielfältiger das Priesterbild ist, desto besser ist der Beruf angesehen und wird für junge Männer attraktiv.“ Neben der Zeit in den Gemeinden und Seelsorgebereichen nehmen die Kapläne regelmäßig an Fortbildungsveranstaltungen teil, die zum einen speziell für sie angeboten werden, zum anderen aber auch berufsübergreifend zusammen mit Pastoral- und Gemeindeassistenten konzipiert sind. „So können beide Seiten über den Tellerrand hinausschauen und sich in pastoraler Hinsicht gemeinsam auf den Weg machen“, erläutert Subregens Stefan Fleischmann.
Doch es gibt noch andere Möglichkeiten für Austausch und Ermutigung. Dazu gehören regelmäßige Treffen mit dem Weihekurs, Priesterkreise und -gemeinschaften. Stefan Fleischmann: „Diese Treffen dienen nicht nur dem Austausch, sondern sollen auch vor Vereinsamung, Resignation und innerem Ausgebranntsein bewahren.“ Zugleich würden die Kapläne gerade auch durch die Treffen mit älteren Mitbrüdern beziehungsweise pastoralen Mitarbeitern dazu ermutigt, Eigenverantwortung zu übernehmen und nach tragfähigen, wertschätzenden und mitbrüderlichen Beziehungen Ausschau zu halten und diese zu pflegen. Gut vernetzt sind die Kapläne auch auf Diözesanebene. So gehören beispielsweise Dominik Urban und Daniel Bittel dem Priesterrat an, der Kaplänesprecher Christian Körber ist Sprachrohr und Vertreter der Kapläne. Zudem organisiert er alljährlich das Treffen mit Erzbischof Ludwig Schick. Zur Ausbildung gehört auch eine Fortbildungswoche in Rom mit einem umfangreichen Programm.