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Gastfreundschaft

Im Fluss des Lebens
Datum:
Veröffentlicht: 2.5.22
Von:
HA PP

Tür auf für Freiheit und Freundlichkeit

Selten ist Gastfreundschaft ein wichtigeres Thema in unserer Gesellschaft und unseren Kirchen als in diesen Tagen.

Es sind viele Menschen, die ihr Heimatland verlassen müssen, weil Krieg und Hunger herrschen, weil machthungrige Despoten das Leiden von Kindern, Frauen und Männern egal ist – in der Ukraine und an vielen anderen Orten der Welt. Sie kommen zu uns. Sie sind unsere Gäste.

Die Gastfreundschaft ist eine zutiefst zentrale Grundhaltung im Christentum. Nicht umsonst zählt sie zu den sieben Werken der Barmherzigkeit. Sie vertieft und erweitert unser Verständnis für unsere Beziehungen.

Biblische Geschichten erzählen von ihr als Orten der Gottesbegegnung und –erfahrung. Dabei ist die Dankbarkeit für die befreiende Erfahrung aus der Knechtschaft die Basis für Gastfreundschaft: „Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen“ (Ex 23,9).

Zeitlose, existentielle Gedanken zur Gastfreundschaft hat Henry Nouwen in seinem Buch „Der dreifache Weg“ beschrieben. Sie sind es wert auch heute gelesen und gelebt zu werden:

„Gastfreundschaft besteht nicht darin, Menschen zu verändern, sondern darin, ihnen den Raum zur Verfügung zu stellen, in dem Veränderung vor sich gehen kann. (…) Sie besteht in der Befreiung angsterfüllter Herzen, die den Boden bereiten will, auf dem Worte Wurzeln schlagen und reiche Frucht bringen können. Sie besteht nicht darin, unseren Gott und unsere Lebensweise zum entscheidenden Maßstab für das Glück zu machen, sondern darin, anderen Gelegenheit zu bieten, ihren Gott und ihre Lebensweise zu finden“ (Nouwen,Henry: Der dreifache Weg, Freiburg i. B. 1984, . S. 65).

Eine tägliche Herausforderung – eine lohnende auf jeden Fall.

Barbara Seiller