„Jedes Konzil braucht 100 Jahre“

Professor Miggelbrink beim Tag der pastoralen Dienste

Bamberg. Ganz im Zeichen des 50. Jubiläums der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils stand der diesjährige Tag der pastoralen Dienste. Erzbischof Ludwig Schick hatte als Gastredner den Theologen Professor Ralf Miggelbrink eingeladen, der zum Thema referierte „Dienst zum Heil für alle Menschen – der Kirchen- und Amtsbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Rund 270 Priester, Diakone, Religionslehrkräfte sowie Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten waren ins Bamberger Klemens-Fink-Zentrum gekommen.
„Jedes Konzil braucht 100 Jahre“, entgegnete der Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie an der Universität Duisburg-Essen auf die Frage nach der Notwendigkeit eines neuen Konzils. Die Texte des Zweiten Vatikanums seien hochaktuell und hätten ein Problembewusstsein, das heute dringend nötig sei. Die Kirche müsse heute die Zeichen der Zeit erkennen, ohne dabei auf Anbiederung aus zu sein. „Wir müssen lernen zu unterscheiden, wo Anpassung und wo Widerstand nötig ist“, sagte der 53-jährige Vater von drei Kindern, der zudem dazu appellierte, in der Kirche das Wort „Laien“ für Menschen ohne geistliches Amt abzuschaffen: „Dieser Begriff ist nicht dienlich und missverständlich.“ Zum Thema Tradition in der Kirche sagte Miggelbrink: „Wir sollten uns immer die Frage stellen: Wem dient es, was wir tun? Und tun wir manches vielleicht nur aus Gewohnheit?“ Bei liturgischen Feiern sei es wichtig, dass auch positive Anknüpfungspunkte für Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens geboten würden. In der Vorstellung verschiedener Konzilstexte arbeitete der Referent den dienenden Charakter der Kirche heraus; dabei müsse sich die Kirche auch immer wieder der „Erfolglosigkeit“ stellen.
Nach dem Vortrag von Professor Miggelbrink wurden die Teilnehmer in fünf Arbeitsgruppen eingeteilt, die sich mit verschiedenen Auszügen aus Konzilstexten beschäftigten und konkrete Aufgabenstellungen bearbeiteten. Im Anschluss wertete der Professor unter der Moderation von Bistumssprecher Harry Luck die Ergebnisse aus.
Erzbischof Schick rief dazu auf, das Konzil nicht in nostalgischer Rückschau zu betrachten, sondern die Konzilstexte auch heute immer wieder zu lesen und darüber zu sprechen. Das löse Freude aus, gerade im Jahr des Glaubens. „In den Texten des Konzils steckt mehr drin, als wir bisher herausgeholt haben“, appellierte der Erzbischof an seine Mitarbeiter im pastoralen Dienst.
Zum Tag der pastoralen Dienste lädt der Erzbischof sowohl Religionslehrkräfte i.K. wie auch Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten ein, um mit einem für alle relevanten Thema und der Gelegenheit zur Begegnung die „communio“ untereinander zu fördern und zu stärken.