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Nicht mehr und noch nicht

Gebet
Datum:
Veröffentlicht: 20.3.19
Von:
DK Hans Schieber
Nicht mehr und noch nicht. Wir hängen dazwischen. Manches Alte ist leer geworden, klingt hohl, bringt nichts mehr zum Schwingen in uns.

Nicht mehr und noch nicht. Wir hängen dazwischen.
Manches Alte ist leer geworden,
klingt hohl,
bringt nichts mehr zum Schwingen in uns.

Worte, Lieder,
Gesten,
Bewegungen,
Gedankengebäude,
sie betreffen uns nicht mehr,
und darum sind wir nicht betroffen.
Es geschieht etwas an uns
aber nicht in uns.

Wir warten. Wir überlegen.
Wir sind unsicher.
Wir ahnen.

Das Neue ist noch nicht da. Vorsichtig hat es sich angedeutet.
Wir haben es in inneren Bildern gesehen.
Wir wissen, dass es kommen wird,
weil wir das Alte verloren haben.
Es hat noch keinen Namen.
Die alten Worte passen nicht.
Unsere Vorstellungen sind noch zu eng.
Wege sind noch nicht gebahnt.
Schon die Ansätze laufen gegen Blockaden.

Und der Preis des Wartens scheint ständig zu steigen.
Müdigkeit ist unser gefährlichster Feind,
und die Mutlosigkeit begleitet uns
wie ein ständiger Schatten.
Wollen wir einander helfen durchzuhalten?
Wir wollen eine konstruktive Verschwörung bilden,
die in Stärke und Sanftheit
das Neue herbeisehnt.

Hier zu stehen in diesem Nicht-Mehr und Noch-Nicht,
ist eine Form von Glauben,
und sich die Lösungen der Vergangenheit
nicht mehr zu genehmigen,
ist Ausdruck des Vertrauens,
dass alles weitergeht,
dass es einen Punkt gibt,
auf den wir zuströmen,
dass es eine Kraft gibt,
die die Entwicklung steuert.

Ich will mich der Veränderung nicht entziehen. Ich will loslassen,
um wieder Neues umarmen zu können.
Und auch das werde ich wieder loslassen,
in einer ständigen Entwicklung
auf meinen Ursprung zu,
auf die Vollkommenheit, aus der ich komme
und zu der ich gehe.

(nach Ulrich Schaffer, Neues umarmen, Stuttgart 41985, 28f)