Sonntagsgruß an das pastorale Personal
Sonntagsgruß an das pastorale Personal
aus der Hauptabteilung Pastorales Personal
per E‐Mail versandt von Domkapitular Hans Schieber am 22. März 2020 nachmittags
Liebe Mitbrüder, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
es drängt mich, Euch/Ihnen (ich bleibe beim „Sie“) einen sonntäglichen Gruß aus dem
Bistumshaus zu schicken, wo ja mein Büro ist. Ich kam heute hierher, um E‐Mails für morgige
Besprechungen abzurufen. Nicht nur, weil auch die eine oder andere Mail von Ihnen dabei
war, sondern ganz von selbst gingen meine Gedanken zu Ihnen, die Sie derzeit in einer
unglaublich angespannten Situation arbeiten.
Sie erleben es hautnah: Die Corona‐Krise und die staatlich verfügten Maßnahmen haben
verstörende Auswirkungen auf unseren Dienst als Priester, Diakon, pastorale Mitarbeiterin
bzw. pastoraler Mitarbeiter und auf das ganze kirchliche Leben. Die momentane Lage berührt
und verunsichert uns alle (auch am Domberg), gerade wegen unseres Auftrags, Seelsorge zu
gewährleisten.
Wie sollen wir diesen Auftrag erfüllen, wenn Vieles plötzlich nicht mehr möglich ist? Können
wir wochenlang auf die Feier der Eucharistie und der anderen Gottesdienste verzichten?
Sollen Gläubige lange Zeit keine Kommunion und kaum mehr Sakramente empfangen? Was ist
mit Seelsorgegesprächen, mit der Erfahrung von Glaubensgemeinschaft und gelebter Caritas?
Mich tröstet und macht froh, dass viele von Ihnen diese Situation „beim Schopf packen“, wie
ich beim Surfen durch Homepages merke. Ich empfinde es als starke Botschaft, wenn es da z.
B. heißt: „Wir sind weiterhin für Sie da – und im Gebet verbunden! … Was wir Ihnen
versprechen: Wir sind für Sie da!“
Inzwischen haben Sie mehrmals Hinweise des Generalvikars zu Verfahrensregeln über das,
was pastoral möglich ist, erhalten. Dahinter stehen Verfügungen von Staat und Behörden,
denen wir folgen müssen. Es kann nicht sein, dass wir – wie vereinzelt geschehen – bei
Beerdigungen die Vorgaben missachten. Aber trotzdem wollen wir pastoral wirken, gerade in
dieser Krisenzeit. Und gottlob dürfen wir unsere Kirchen weiterhin aufschließen.
Auch wenn derzeit keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden können und fast alle
pastoralen Vollzüge ausfallen oder verschoben werden, bleibt Manches möglich. Gestern
stand in der F.A.Z. ein langer Artikel zu diesem Thema; er trägt den Titel „Sorgen und das Licht
der Hoffnung“. Hier der Link: https://zeitung.faz.net/faz/politik/2020‐03‐
21/4b6a9c0bf13556b6ce13dea8281e69b2?GEPC=s5
Wie Herr Erzbischof in seinem Schreiben vom Donnerstag betont, heißt der Ausfall
öffentlicher Gottesdienste nicht, dass in den Pfarreien keine Eucharistie mehr gefeiert wird.
Sie kann und soll im privaten Rahmen und im kleinen Kreis stattfinden und die Anliegen der
Gemeinde oder einzelner Menschen einschließen. Die Gläubigen sollen davon Kenntnis haben
und geistlich Anteil nehmen können. Glockengeläut ist da ein schönes Zeichen.
Die allermeisten von Ihnen sind längst dabei, Gebetsgemeinschaft anzuregen, auch wenn die
Gemeinde sich nicht versammeln kann, und geistliche Impulse, Gebetstexte oder die
Sonntagspredigt per Handzettel in der Kirche auszulegen, über E‐Mails zu verschicken oder ins
Internet zu stellen. Wertvoll auch Kontakte und Infos über Handzettel oder Videoclips – hier
nur ein Beispiel: https://youtu.be/GDwa3sE8N9k
Und etwas ganz Wesentliches hat unser Erzbischof erbeten: dass Pfarrämter und Seelsorge
erreichbar sind. Anrufbeantworter müsste es jetzt eigentlich weniger brauchen als sonst.
Geben Sie, um zuzuhören und zu ermutigen, den Menschen ausreichend Gelegenheit, sich
telefonisch an Sie zu wenden. Machen Sie dafür feste Zeiten bekannt, zu denen Sie sicher
erreichbar sind. Die Menschen brauchen in dieser Situation die Präsenz ihrer Priester und all
ihrer Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort und die Gewissheit: Seelsorge fällt nicht aus.
Kirche ist für die Menschen da. Danke, dass Sie viel dafür tun.
Weil angesichts der Ausgangsbeschränkungen mehrere von Ihnen nachfragen: Morgen klären
wir die Frage nach Bescheinigungen darüber, dass Sie bei der Kirche arbeiten. Zudem dürfte
morgen eine – deutschlandweit und ökumenisch abgestimmte – öffentlichkeitswirksame
Aktion seitens der Kirchen angestoßen werden.
Nun ist dieser Gruß länger geworden als ursprünglich gedacht. Das ließ und lässt mich – an
diesem so andersartigen Sonntag – umso mehr mit Ihnen verbunden sein. Behüt Sie Gott.
Mit herzlichen Grüßen, auch im Namen meines Stellvertreters Engelbert Rauh, und heute im
speziellen Gedenken an Pfarrer Markus Goller, der vor genau einer Woche verstorben ist,
Hans Schieber