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Viele Möglichkeiten Kirche mitzugestalten

Zwei Jahre Ausbildung zur Gemeindereferentin
Datum:
Veröffentlicht: 17.10.18
Von:
Manuela Kern
Momente des Zweifels gebe es schon immer wieder einmal, räumt Katja Oetter freimütig ein. Doch das sei in ihrem Beruf, in ihrer Ausbildung, auch nötig, um sich weiterzuentwickeln. Oetter ist Gemeindeassistentin in Oberasbach. Zwei Jahre lang dauert die praktische Ausbildung zur Gemeindereferentin nach dem Studium Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Katholischen Universität Eichstätt.
Zwei Jahre Ausbildung zur Gemeindereferentin

Momente des Zweifels gebe es schon immer wieder einmal, räumt Katja Oetter freimütig ein. Doch das sei in ihrem Beruf, in ihrer Ausbildung, auch nötig, um sich weiterzuentwickeln. Oetter ist Gemeindeassistentin in Oberasbach. Zwei Jahre lang dauert die praktische Ausbildung zur Gemeindereferentin nach dem Studium Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Katholischen Universität Eichstätt.

Für die 23-Jährige, die ursprünglich aus Mainroth stammt ist „Halbzeit“ ihrer Gemeindeassistentinnen-Zeit. Man werde nun als Hauptamtliche und eben nicht mehr als Ehrenamtliche wahrgenommen und sei in einer anderen Rolle, berichtet sie. Oetter hat in ihrer Heimat in der kirchlichen Jugendarbeit sich vielfältig eingebracht, unter anderem war sie Mitglied des Vorstands des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ) im Dekanat Lichtenfels. In ihrem ersten Jahr hat sie in Oberasbach große Freiräume genießen dürfen. Sie konnte unter anderem eine Jugendband gründen, um die sich Oetter im kommenden Jahr noch ein wenig mehr kümmern möchte. „Es soll auch weitergehen, wenn ich einmal nicht mehr da bin“, erklärt sie. Üblicherweise wechseln die Gemeindeassistentinnen nach abgeschlossener zweiter Dienstprüfung die Stelle.
Ganz frisch sind hingegen noch die Eindrücke von Alexandra Ziel. Sie hat erst Anfang September ihre Zeit als Gemeindeassistentin begonnen, mit Sitz in Fürth-Stadeln. Die 30-Jährige aus Neunkirchen am Brand hat bereits ein Geografie-Studium abgeschlossen. Kurz vor ihrem Abschluss sei ihr klar geworden, dass sie in der Kirche arbeiten wolle. Ziel entschied sich dann für das praktischere und kürzere Studium Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit im Vergleich zur Theologie. „Ich war überrascht gewesen, wie wissenschaftlich dort auch gearbeitet wird.“ Vor Studienbeginn habe sie geglaubt, dass dort eine Art der „Indoktrination“ stattfinde. Sie habe sich aber gerne eines Besseren belehren lassen. „Ich habe unglaublich viel gelernt, auch grundsätzliche Fragen für meinen Glauben und mein Leben“, stellt Ziel fest.
Ihren Berufseinstieg in Fürth bezeichnet sie als geglückt. Sie sei sehr freundlich empfangen worden. Und sie habe den Eindruck, dass sich das bisherige Männerteam auch darüber freue, dass nun mit ihr und Pastoralreferentin Dr. Helga Melzer-Keller zwei Frauen dem Team angehörten.

Spiritualität einüben und leben

Ausbildungsleiterin Barbara Seiller kümmert sich in den zwei Jahren der Ausbildung um die Gemeindeassistenten und Gemeindeassistentinnen. „Ich will begleiten und unterstützen, wo es möglich ist.“ Immer wieder treffen sich die Gemeindeassistentinnen zu Ausbildungstagen. Auf dem Plan stehen unter anderem Moderationstraining, Einführung in die Projektarbeit, Aus- bildungstage in die Liturgie und wie man Religionsunterricht erteilt. Darüber hinaus – und das ist Seiller besonders wichtig – soll die eigene Spiritualität gefördert werden, denn angesichts der zunehmenden Arbeitsbelastung sei es wichtig, zu befähigen glücklich und zufrieden in der Arbeit zu sein.
Den anstehenden Strukturprozess im Erzbistum Bamberg sehen die beiden jungen Frauen verhältnismäßig gelassen, auch wenn das Wort „Strukturprozess“ zunächst wenig Begeisterungsstürme hervorruft. „Es muss sich was verändern“, stellt Ziel fest. Vieles spreche dafür, dass es so nicht weitergehe. Sie wünsche sich von den Verantwortlichen des Strukturprozesses, dass mit offenen Karten gespielt werde, um die Menschen in den Gemeinden mitzunehmen. Jede Veränderung bringe zunächst einmal Verunsicherung. Vielleicht solle man sich ab und an auf die Anfänge des Christentums besinnen. Dort habe es kaum Strukturen gegeben und die Menschen hätten trotzdem ihren Glauben gelebt. Überhaupt sei das ihre Vision von Kirche. „Ich wünsche mir, dass die Grundlage einfach das Evangelium ist. Ohne Jesus Christus gäbe es die Kirche nicht.“

Einen Platz in der Kirche finden

Ihre Kollegin Katja Oetter spricht davon, dass Gemeinde dort sei, wo Menschen ihren Glauben leben. Vermutlich werde die territoriale Gemeinde künftig weniger eine Rolle spielen. „Kirche ist ganz bunt“ und jeder könne da seinen Platz finden.
Das Berufsbild des Gemeindereferenten stellen Oetter und Ziel übereinstimmend fest, sei bislang noch nicht so bekannt. Wenn man erzähle, dass man künftig als Gemeindereferentin arbeite, dann denken viele daran, dass dies eine Stelle im kommunalen Rathaus sein könnte. Wenn sie dann erzählten, dass sie für die Kirche arbeiten, Kinder und Jugendliche auf die Erstkommunion und Firmung vorbereiten, Senioren begleiten, Wortgottesdienste feiern, dann finden das Viele sehr spannend.
Insgesamt sei ihr Beruf sehr vielseitig. Es gebe viele Möglichkeiten sich auszuprobieren und seine Stärken einzubringen. Musik zu machen, wie es Katja Oetter tut oder gute Geschichten zu erzählen, wie Alexandra Ziel. Wenn jemand sie fragen würde, ob es sich lohne Gemeindereferent zu werden, erzählt Oetter, dann gibt es nur eine Antwort: „Probiere es auf jeden Fall aus.“

Christoph Gahlau

Bild 1: Ausbildungsleiterin Barbara Seiller
Bild 2: Katja Oetter (links) und Alexandra Ziel absolvieren als Gemeindeassistentinnen eine Ausbildung zur Gemeindereferentin.