Wer glaubt, hat sich entschieden zu vertrauen

Die Lieblingsbeschäftigung der alten Iren war das Formulieren von Segenswünschen. So könnte man meinen angesichts der Fülle, die uns auf Spruchkarten und Kalendern begegnet. Aber ob nun altirisch oder Nachdichtung, gläubige Menschen sprechen einander gerne den Segen Gottes zu. Und die Liturgie sieht als Lesung zum Neujahrstag den Segen Aarons vor.
Wenn wir das neue Jahr, uns selbst und andere Menschen unter Gottes Segen stellen, dann erwarten wir von Gott Schutz vor Unheil und Hilfe für das Gelingen von Vorhaben. Beziehungsweise in schweren Zeiten, wenn uns also doch Unheil trifft oder Pläne misslingen, erwarten wir den Beistand Gottes, dass er alle Wege mit uns geht und Kraft zum Durchhalten schenkt. Und sollte uns dennoch die Kraft ausgehen, klammern wir uns an die Hoffnung, nicht tiefer fallen zu können als in die Hände Gottes.
Ob Gottes Segen also wirksam ist, lässt sich weder verifizieren noch falsifizieren, sagt da der wissenschaftlich denkende Mensch, und er hat recht. Wer glaubt, hat sich entschieden zu vertrauen. Er misst nicht nur objektiv nachweisbaren Tatsachen und logischer Argumentation Bedeutung bei, er traut auch seiner Sehnsucht nach Sinn. Er gibt den Erfahrungen von Liebe und Güte mehr Gewicht als den Erfahrungen des Bösen. Er traut seiner Freude über die Vitalität der Natur, über jedes neue Leben. Er begnügt sich nicht damit, vielleicht selber Glück zu haben, er will, dass es für alle Menschen gut wird. Ihn überzeugen Menschen, die aus diesem Vertrauen leben, mehr als rein zweckorientierte oder gleichgültige oder resignierte Zeitgenossen.
Ich wünsche mir und allen dieses Vertrauen.
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Der Herr wende uns sein Angesicht zu und schenke uns Heil.